Noch bist du da (1977)Wirf deine Angstin die LuftBaldist deine Zeit umbald wächst der Himmelunter dem Grasfallen deine Träumeins NirgendsNochduftet die Nelkesingt die Drosselnoch darfst du liebenWorte verschenkennoch bist du daSei was du bistgib was du hastRose Ausländer (1901 - 1988)
Dieses Gedicht hat mir meine Freundin Susanne gesandt. Was wir alle gemeinsam haben, ist die Freude an schönen Worten, augenzwinkerndem Humor, feiner Ironie und verbalem Tiefsinn. Das finden wir bei J. Ringelnatz, Chr. Morgenstern, M. Kaléko, R. Gernhardt, A. Lichtenstein, aber auch in den Aphorismen von G.Chr. Lichtenberg. Schon meine Eltern haben laufend "den Zaun mit Zwischenraum hindurchzuschauen", "das Reh aus Gips" und "die drei Spatzen", die "Schildschildkröte" oder "Fisches Nachtgesang" zitiert. Nachdem wir uns erstmals gesehen hatten, lud mein Mann mich zu Gerd Fröbes Rezitation von Christian Morgenstern in die Lach- und Schießgesellschaft ein. Diese gemeinsame Begeisterung ist geblieben. An einer unserer Vorhangschienen hängt aber auch das Gedicht von Schnitters: "Meine süße Puppe, mir ist alles schnuppe, wenn ich meine Schnauze auf die deine bautze".