Über 50 Prozent aller Menschen in Deutschland zwischen 25 und 35 haben schon einmal eine Fernbeziehung geführt und zirka 10 Prozent aller Deutschen müssen mit einer Liebe auf Distanz leben. Ich werde auch immer wieder darauf angesprochen und werde auch öfter gebeten, zu erzählen, wie es mir damit ergeht.
Für mich ist das wichtigste die Verlässlichkeit. Das gilt für das Vertrauen in den Partner ebenso wie für ganz praktische Dinge; dazu gehört eine - gemeinsame - rechtzeitige Planung der Wochenenden und Termine. Spontane Umplanungen sind zwar oft schön, aber auch teuer. Nicht nur Flüge und Bahnfahrten, nein auch Unternehmungen wie Konzerte, Kabarett, Theater- oder Ausstellungsbesuche und andere Unternehmungen sollten geplant werden. Verabredungen und Treffen mit Freunden, das "social life" leiden oft unter diesem neuen Lebensrhythmus. Aber es geht. Es gibt noch genügend Überraschungen wie Krankheiten oder Operationen, die das Leben durcheinander bringen - mehr als bei normalen Beziehungen. Trotz des Plädoyer für eine gute Planung sollte Zeit für Muße bleiben, sonst wird das Leben zu anstrengend.
Das abendliche Miteinander entfällt ja bei einer Fernbeziehung. Manchmal sind auch die Wochenenden kurz. Da kommen uns heute die neuen Kommunikationstechnologien sehr entgegen. Davon kann man die ganze Bandbreite nutzen von der SMS über Mail bis zu Skype. Große Freude habe ich an netten kleinen Mails und spontanen Grüßen am Morgen oder von unterwegs, sie sind Balsam für die Seele. Die spontanen Fotos im Laufe des Tages aus Büros, von Pausengängen, Taxifahrten und so weiter. Sie sind spontane Minigeschenke. Es passiert ja nicht ständig was Neues, „Berichtenswertes“ im Alltag. Es sind nicht nur die langen Telefonate am Abend, es sind viel mehr die kleinen Gedankensplitter tagsüber, die den anderen auf dem Laufenden halten und ins Leben des anderen miteinbeziehen.
Wir haben uns viel mit Freunden beraten, die auch in Fernbeziehungen leben. Einer der wichtigsten Ratschläge war: man soll sich ein hübsches Zuhause an beiden Orten schaffen, nicht im Abstellkammerl oder Pensionszimmer unterkommen. So freut man sich, München und Bayern als "Tourist" zu erleben oder Bonn und Umgebung neu zu er-"fahren". Alltag wie Bügeln, Wäsche und Putzen wird meist auf die Abende unter der Woche verbannt, damit man mehr Zeit füreinander hat.
Eine Fernbeziehung nach dreißig Jahren Ehe zu starten, ist schon ein Schritt, der es in sich hat. Ich habe erst einmal die Kunst allein zu leben wieder erlernt. Da mein Mann auch schon vorher viel unterwegs war und ich sehr gerne und viel arbeite, entfallen viele mögliche Probleme. Trotzdem ist es eine große Umstellung. Wenn man das aber mit Schwung angeht und auch die Chancen sieht, gibt es sogar für "erprobte " Eheleute Inspiration, Anreize für Lust auf Neues und Vorteile in einer Fernbeziehung, nicht zu vergleichen mit einer jungen Beziehung oder einer Familie mit kleinen Kindern, die so vaterlos aufwachsen. Neue Lebendigkeit ersetzt den tagtägliche Alltagstrott wie "Tengelmann und Wäschekorb". Wir nutzen das Wiedersehen für Innovatives und Entdeckungen!
In meinem Blog lasse ich Sie von mal zu mal an unseren Unternehmungen teilhaben.
Zuletzt waren wir auf Empfehlung eines jungen Unbekannten in der Foundation Langen bei Neuss. Diese Stiftung auf der ehemaligen Raketenstation bei Neuss und die Museumsinsel Hombroich findet man nur, wenn man gezielt danach sucht, die Wege sind äußerst schlecht ausgeschildert. Die Mühe lohnt sich!
Die Ästhetik der Architektur des von Tadao Ando gebauten Gebäudes aus Glas und Beton mit den Spiegelteichen und den Kirschbäumen ist ein besichtigenswertes Kunstwerk für sich. Die Ausstellung von Pae White mit ihren kaleidoskopartigen Mobiles und raumfüllenden Tapisserien, die aussehen wie zerknüllte Alufolie, den Couchen mit Tapisserien wie riesiges Zeitungspapier machte mir viel Freude und verschönte das ganze Wochenende. Ich kann den Besuch der Ausstellung von Pae White nur jedem ans Herz legen.
Das Gebäude der Foundation Langen - ein Meisterwerk Tadao Andos |
ein junger Kunstfan auf dem Weg zu ersten Erfahrungen |
Pae White Spiegelmobile - ein tanzendes Kaleidoskop |
Pae White - magischer glitzernder Wasserfall |
das Leben japanischer Bilder aus der Sammlung des Ehepaars Langen |
das ist alles Stoff!!! |
hier ein Detail der Tapisserie |
und noch ein Detail mit Kürbiskernen und Konfetti.. |
Auf dem Weg zur Ausstellung "Nur hier" in der Bundeskunsthalle |
Am heutigen Ruhetag haben wir neue Menschen kenngelernt - machen Sie sich doch auch mal auf die Suche nach Henriette Heinbostel, Friedrich Gottlob Nagelmann, Jakob Maria Mierscheid, Otto Jägermeier, Ernst August Dölle oder Edmund Friedemann Dräker. Sie halten eine nette Unterhaltung für graue Tage bereit!