Dienstag, 1. Mai 2012

Zum ersten Mai


Heute habe ich die selbstgemalten Eier vom Osterstrauch im Haus weggeräumt. Es wird Zeit, das „Überraschungsei“ aufzuräumen, d.h. meinen Blog fortzuführen.
Nach den Osterbräuchen nach Palmbuschen und Palmesel, nach Osterlamm und Ostereiermalen, gingen mir heute Sitten und Bräuche zum Maianfang durch den Kopf: angefangen von Maitanz und Maiandacht bis zur Brockenhexe, Walpurgisnacht und Freinacht. In meiner Jugend gab es nur den Tanz in den Mai in der Gemeinde und die Maibowle.
Das bekannteste Symbol für den Mai ist der Maibaum. Maibäume schmücken viele Dörfer und Städte in Oberbayern. Neue Maibäume müssen gut bewacht werden. Schließlich muss ein gestohlener Baum mit Freibier und Brotzeit für die Diebe ausgelöst werden. 
Ein Freund meiner Eltern gab jedes Jahr ein fröhliches Fest zum ersten Mai. Eine besonderes Attraktion war ein wunderbarer, selbst gemachter Maibaum aus dem Stamm des  alten Weihnachtsbaums mit Kranz und Zinnfiguren auf kleinen Brettchen. 
Zu meinem Abschied von der Maistraße habe ich auch ein Gartenfest mit Maibaum  gegeben. Ein Freund hat mir dazu kleine Figuren aus Holz geschnitzt und bemalt - Dirndl und Bergmann. Falls Sie sich fragen, wieso Bergmann - mein Mann hat ursprünglich Bergbau in Aachen studiert. 
Über meinen Mann erlebte ich erstmals Sitte des Maiensteckens, die im Rheinland ganz weit verbreitet ist. Dabei stecken junge Männer zum ersten Mai junge mit bunten Bändern geschmückte Birken (Fruchtbarkeitssymbol!) an das Haus ihrer Angebeteten - manchmal sogar recht weit oben im zweiten oder dritten Stock. Das hat mir als romantischer junger Frau sehr gefallen.
Inzwischen hat sich seit den 80er Jahren ein Brauch mit Streichen und mit Toilettenpapier und Rasierschaum eingebürgert. In Baden-Württemberg gibt es solche „Säuberungsaktionen“ mit Törchenaushängen und Wegräumen aller Dinge, die nicht niet- und nagelfest sind, schon lange im Frühjahr zum Winteraustreiben.  Angeblich geht es in Bayern auf die Zeit zurück, wo zum 1. Mai die Rekruten eingezogen wurden und die Nacht zuvor nochmals ausgelassen feierten. Manches erinnert eher an Halloween, was es zu meiner Jugend noch nicht gab.
Die „Walpurgisnacht“ mit Ihren Hexen hat mich als Kind immer fasziniert. Da Walburga am 1.Mai heilig gesprochen wurde, ist das die Nacht vom 30.April auf den 1.Mai.
Das hat zum einen damit zu tun, dass ich väterlicherseits aus Nördlingen im Ries stamme. Die historisch wahre Geschichte über die „Hexe von Nördlingen“ hat mich in meiner Kindheit begleitet, immer ein wenig gegruselt aber doch fasziniert. Diese Frau - Maria Holl - wurde aufgrund neidischer Verleumdungen Ihrer Mitmenschen als Hexe angeklagt. Sie  hat die unzähligen Folterungen überstanden und wurde danach freigesprochen. Soweit mich die Erinnerung an die Erzählungen meiner Großeltern nicht täuscht, war das der letzte Hexenprozeß in Nördlingen. Ein moderner hölzernen Brunnen erinnert an diese Begebenheit. 
Zum anderen habe ich ein paar Jahre in Niedersachsen am Harz gewohnt. Dort gibt es die Brockenhexen mit ihrem Hexensabbat zur Walpurgisnacht, die nicht zuletzt durch Goethes Faust in jedermanns Schulwissen Einzug gefunden haben. 
Für den Salon einer Frauenärztin sind die Maibräuche und - feste eigentlich ein wunderbares und interessantes Thema - auch wenn ich die meisten der feministischen und esoterischen Interpretationen nicht teile. Viele haben einen sehr femininen, zum Teil matriarchalischen Ursprung. Sie haben mit Fruchtbarkeit zu tun und stellen ritualisierte Liebeszeremonien dar.
In diesem Sinne wünsche ich allen meinen Patientinnen einen romantischen Tanz in den Mai!  
Um Sie neugierig zu machen: Über weitere weibliche Bräuche wie den „Frauendreissiger“ berichte ich dann zur gegebenen Zeit, schließlich wohne ich in Ramersdorf. Vielleicht nehme ich mir aber auch den Venustransit 2012 vor. 

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