Montag, 28. Mai 2012

Wie kam der Friedensengel in mein Logo?


Beim Unterschreiben des Mietvertrags für die Praxis im Lehel blickte ich über die Wipfel der Bäume an der Isar auf den Friedensengel und empfand dies als gutes Omen. Diese Siegesgöttin ist das Symbol für eine starke Frau und blickt auf meine Praxis hinunter. So kam der Engel ins Logo. Der Friedensengel ist  schon immer eine der bayerischen Lieblingsskulpturen meines Mannes, da er in ihr ein Symbol auch für die bayerische Mentalität sieht.


Seit 1896 schwebt der Engel auf seiner 23 Meter hohen Säule über der Stadt und der Isar. Eigentlich ist er eine neapolitanische Nike aus Anlass des fünfundzwanzigsten Jahrestages des Frankfurter Friedens nach dem deutsch-französischen Krieg. Im Gegensatz zu der aus ähnlichem Anlass geschaffenen Berliner Siegessäule ist es in München ein Friedensdenkmal - eine Mischung der Vorbilder wie christliche Engel und antiken Himmelsboten. Der Engel des Friedens ist ein Symbol für Frieden und Eintracht und leuchtet wie ein himmlisches Zeichen über der Stadt mit ihren Auen, Straßen und Wegen. In der linken Hand hält unsere Nike die Statuette einer jungfräulichen Athene, ein sogenanntes Palladion vermutlich als Schutzgottheit für die Stadt und in der rechten einen Ölzweig, ein Symbol für den Frieden.


Neben den Heraklesmedallions, den Porträtreliefs bayrischer und preußischer Persönlichkeiten wie Königen (Ludwig II, Otto I und Prinzregent Luitpold), Kaisern ( Wilhelm I, Friedrich III, Wilhelm II) und Ministern (Otto von Bismarck, A.von Roon etc.) finden sich im Sockel vier Mosaiken. Zwei der Glasmosaiken zeigen eine sitzende Frauengestalt mit Ähren und Fackel bzw. eine weitere mit Lorbeerkranz und Palmzweig. Beides symbolisiert Wohlstand, Frieden und Kultur.
1981 musste der Engel wegen drohenden Absturzes bei zunehmender Korrosion entfernt werden, die Münchner erwirkten die Renovierung, dabei wurden die Flügel steiler gestellt und ein Fuß mit Blei ausgegossen.


Karl Valentin:
"Frau : Was tut denn der Friedensengel mit der Friedenspalme?"
Mann : Die schwenkt er, so wie man eine Fahne schwenkt und dazu singt er dann: 'Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen'
Frau: Wann singt er denn das?
Mann: Nur bei Kriegszeiten? "

P.S. Die Fotos in diesem Blog sind von mir selbst fotografiert.


Donnerstag, 17. Mai 2012

Immer wieder werde ich auf diese Figuren in meiner Praxis angesprochen. Es handelt sich um Cosmas und Damian,  Zwillingsbrüder, Ärzte in Syrien, gestorben ca. 303 in der heutigen Türkei. Aufgrund ihres sozialen Engagements und Märtyrertods wurden sie schon früh zu Heiligen der Mediziner. Die gefassten Holzfiguren sind ein Geschenk meiner Mutter zur Eröffnung meiner ersten Praxis im November 1988. Sie stammen aus dem Grödnertal und sollen auf mich acht geben. In St. Michael in München ist übrigens ihr Reliquienschrein. 
Da ich selbst unter dem Sternzeichen der Zwillinge geboren bin - wie viele meiner Medizinerfreunde, finde ich Querverweise zu Castor und Pollux sowie Apollo und Aeskulap interessant.
Gleichzeitig mit diesen Heiligen hat meine Mutter  mir das Buch von Robert J. Lifton über die "Ärzte im Dritten Reich" mit der Widmung "wehret den Anfängen" geschenkt.
Dieser politisch - christliche Wertemix prägte meine Kindheit - von Anna Seghers Siebtem Kreuz bis zum Heiligen Antonius, dessen Kerze zu Prüfungen angezündet wurde. 




Wenn wir schon über Figuren und meine Mutter sprechen, möchte ich noch über "die Begegnung" erzählen, ein Geschenk meiner Mutter zu meinem 40. Geburtstag. Die Figur zeigt die Begegnung einer Frau mit sich selbst und stammt von Willy Guglhör aus Murnau. 
Die Begegnung einer Frau mit sich selbst mit dem angedeuteten Rahmen als Spiegel. Dieses Thema ist für eine Frauenärztin einfach zu gut - ich überlasse es Ihrer Phantasie.


Meine Mutter hat manches Bild oder Skulptur in monatlichen Raten von Ihrer Rente bei den Künstlern abbezahlt. Ich bleibe deshalb gleich noch bei Mutter und Kind.


Ein Geburtstag ist halt ein Tag von Mutter und Kind - auch im Gedächtnis.






Zu den Figuren, die meine Mutter erworben und uns geschenkt hat, gehört auch "Almond" - hier der Gipsabdruck, den die Künstlerin Ingrid Baumgärtner-Stöcker meiner Mutter geschenkt hat. Die Originalbronze hat mein Bruder von unserer Mutter zu seinem 40. Geburtstag bekommen, weil die Kinderfigur mit Mütze meine Mutter so an meinen Bruder als Kind erinnert hat.


Zu allen Künstlern besteht eine persönliche Beziehung. Ingrid Baumgärtner-Stöcker lebt und arbeitet heute mit ihrem Mann, dem Bildhauer Bernd Stöcker und ihren drei Kindern Anna, Almond und Barbara (!) in Triftern.


In meinem nächsten Blog werde ich Ihnen mehr über die Bilder in meiner Praxis und ihre Künstler erzählen - Horst Thürheimer, Imke Reinecke und Peter Burkart. 


Wie mein Freund Tarek gelästert hat - alle Ärzte lieben es über ihre Kunst zu sprechen.

Dienstag, 15. Mai 2012

Guten Morgen!


Heute morgen möchte ich besonders meinem Team danken.


Immer wieder gibt es in meinem Beruf die Situation, dass Diagnosen oder auch Krankheitsverläufe bei Patientinnen uns unerwartet treffen und betroffen machen. Unsere  bzw. meine Patientinnen passen sehr gut zu mir und sind mir häufig auch ähnlich, so identifiziere ich mich in vielem mit ihnen.  Dabei ist es ganz besonders gut, wenn man eine Gemeinschaft und ein Team hat, die einen stützt und das einen trägt.


Ich möchte also Christina Strobl und Ulrike Bach ganz herzlich für ihren kreativen Einsatz beim Aufbau der Praxis, ihre stete Freundlichkeit, ihre zuverlässige, fröhliche und engagierte Hilfe danken! Mir gefällt, dass beide ständig versuchen, ihr Wissen zu verbessern, dafür nachfragen, googlen oder englische Übersetzungen suchen. Ich freue mich jeden Tag an unserem Team. Sie bringen Sonne auch in so kalte Tage wie heute und helfen mir auch im übertragenen Sinne. Danke!


Ihre Barbara Gruppe

Dienstag, 8. Mai 2012

Obwohl gerade die Mitternacht näher rückt, muß ich noch heute mit Ihnen, meine lieben Leserinnen, unbedingt ein wunderbares Gedicht teilen, das eine liebe langjährige Patientin mir "geschenkt" hat und in der Schiebetür zur Umkleidekabine in einem sagenhaften Rhythmus rezitiert hat. Das Lila der Umkleidekabine diente der Inspiration. Das Original habe ich gegoogelt.


Das Gedicht ist von Jenny Josef. Ich habe mir gerade die Autorin auf you tube angeschaut - es ist wunderbar. Danke liebe Frau E.


Wenn ich einmal eine alte Frau bin, werde ich Purpur tragen,
Zusammen mit einem roten Hut, der nicht dazu passt und mir nicht gut steht.
Und ich werde meine Rente ausgeben für Brandy und Spitzenhandschuhe
Und Schuhe aus Satin.Und ich werde sagen:"Für Butter haben wir kein Geld."
Ich werde mich auf den Bürgersteig setzen, wenn ich müde bin,
Und Pröbchen in den Geschäften verschlingen
und Alarmglocken läuten
Und meinen Stock gegen die Zäune der öffentlichen Anlagen klappern lassen
Und Schluss machen mit der Angepasstheit meiner Jugend.
Ich werde in meinen Hausschuhen in den Regen rausgehen
Und Blumen pflücken, die in anderer Leute Gärten wachsen,
Und lernen zu spucken.



Du kannst schreckliche Hemden tragen und richtig dick werden
Und drei Pfund Würstchen auf einen Satz essen,
Oder nur Brot und sauren Gurken für eine Woche lang,
Bleistifte und Kulis und Bierdeckel und anderen Kleinkram horten.



Aber jetzt müssen wir vernünftige Kleider haben, die uns trocken halten,
Und unsere Miete zahlen und nicht in der Öffentlichkeit fluchen
Und unseren Kindern ein gutes Vorbild sein.
Wir müssen Freunde zum Essen einladen und die Tageszeitung lesen.


Aber sollte ich vielleicht nicht jetzt schon ein bisschen üben?
Damit die Leute, die mich kennen, nicht zu schockiert und überrascht sind
Wenn ich plötzlich alt bin und anfange, Purpur zu tragen.


Jenny Joseph
When I am an old woman I shall wear purple
With a red hat which doesn't go, and doesn't suit me,
And I shall spend my pension on brandy and summer gloves
And satin sandals, and say we've no money for butter.
I shall sit down on the pavement when I'm tired
And gobble up samples in shops and press alarm bells
And run my stick along the public railings
And make up for the sobriety of my youth.
I shall go out in my slippers in the rain
And pick the flowers in other people's gardens
And learn to spit.

You can wear terrible shirts and grow more fat
And eat three pounds of sausages at a go
Or only bread and pickle for a week
And hoard pens and pencils and beermats and things in boxes.

But now we must have clothes that keep us dry
And pay our rent and not swear in the street
And set a good example for the children.
We must have friends to dinner and read the papers.

But maybe I ought to practise a little now?
So people who know me are not too shocked and surprised
When suddenly I am old, and start to wear purple.

Auch meine Mutter hätte Ihre helle Freude an diesem Gedicht gehabt - ich möchte es unbedingt heute noch mit Ihnen teilen.
Schlafen Sie gut und viel Spaß! Ihre Barbara Gruppe

Freitag, 4. Mai 2012

Zu den Bräuchen ein kleiner Nachtrag:
Dieses wunderschöne "Brot und Salz" hat mir eine Patientin zum Praxisbeginn mitgebracht. Es symbolisiert viele gute Wünsche für den Neuanfang - Brot als Grundnahrungsmittel, das dem Beschenkten nie ausgehen möge, Salz als Grundlage und auch Würze des Lebens, aber noch vieles mehr. Im christlichen Glauben wurde davon manches übernommen.

Dienstag, 1. Mai 2012

Zum ersten Mai


Heute habe ich die selbstgemalten Eier vom Osterstrauch im Haus weggeräumt. Es wird Zeit, das „Überraschungsei“ aufzuräumen, d.h. meinen Blog fortzuführen.
Nach den Osterbräuchen nach Palmbuschen und Palmesel, nach Osterlamm und Ostereiermalen, gingen mir heute Sitten und Bräuche zum Maianfang durch den Kopf: angefangen von Maitanz und Maiandacht bis zur Brockenhexe, Walpurgisnacht und Freinacht. In meiner Jugend gab es nur den Tanz in den Mai in der Gemeinde und die Maibowle.
Das bekannteste Symbol für den Mai ist der Maibaum. Maibäume schmücken viele Dörfer und Städte in Oberbayern. Neue Maibäume müssen gut bewacht werden. Schließlich muss ein gestohlener Baum mit Freibier und Brotzeit für die Diebe ausgelöst werden. 
Ein Freund meiner Eltern gab jedes Jahr ein fröhliches Fest zum ersten Mai. Eine besonderes Attraktion war ein wunderbarer, selbst gemachter Maibaum aus dem Stamm des  alten Weihnachtsbaums mit Kranz und Zinnfiguren auf kleinen Brettchen. 
Zu meinem Abschied von der Maistraße habe ich auch ein Gartenfest mit Maibaum  gegeben. Ein Freund hat mir dazu kleine Figuren aus Holz geschnitzt und bemalt - Dirndl und Bergmann. Falls Sie sich fragen, wieso Bergmann - mein Mann hat ursprünglich Bergbau in Aachen studiert. 
Über meinen Mann erlebte ich erstmals Sitte des Maiensteckens, die im Rheinland ganz weit verbreitet ist. Dabei stecken junge Männer zum ersten Mai junge mit bunten Bändern geschmückte Birken (Fruchtbarkeitssymbol!) an das Haus ihrer Angebeteten - manchmal sogar recht weit oben im zweiten oder dritten Stock. Das hat mir als romantischer junger Frau sehr gefallen.
Inzwischen hat sich seit den 80er Jahren ein Brauch mit Streichen und mit Toilettenpapier und Rasierschaum eingebürgert. In Baden-Württemberg gibt es solche „Säuberungsaktionen“ mit Törchenaushängen und Wegräumen aller Dinge, die nicht niet- und nagelfest sind, schon lange im Frühjahr zum Winteraustreiben.  Angeblich geht es in Bayern auf die Zeit zurück, wo zum 1. Mai die Rekruten eingezogen wurden und die Nacht zuvor nochmals ausgelassen feierten. Manches erinnert eher an Halloween, was es zu meiner Jugend noch nicht gab.
Die „Walpurgisnacht“ mit Ihren Hexen hat mich als Kind immer fasziniert. Da Walburga am 1.Mai heilig gesprochen wurde, ist das die Nacht vom 30.April auf den 1.Mai.
Das hat zum einen damit zu tun, dass ich väterlicherseits aus Nördlingen im Ries stamme. Die historisch wahre Geschichte über die „Hexe von Nördlingen“ hat mich in meiner Kindheit begleitet, immer ein wenig gegruselt aber doch fasziniert. Diese Frau - Maria Holl - wurde aufgrund neidischer Verleumdungen Ihrer Mitmenschen als Hexe angeklagt. Sie  hat die unzähligen Folterungen überstanden und wurde danach freigesprochen. Soweit mich die Erinnerung an die Erzählungen meiner Großeltern nicht täuscht, war das der letzte Hexenprozeß in Nördlingen. Ein moderner hölzernen Brunnen erinnert an diese Begebenheit. 
Zum anderen habe ich ein paar Jahre in Niedersachsen am Harz gewohnt. Dort gibt es die Brockenhexen mit ihrem Hexensabbat zur Walpurgisnacht, die nicht zuletzt durch Goethes Faust in jedermanns Schulwissen Einzug gefunden haben. 
Für den Salon einer Frauenärztin sind die Maibräuche und - feste eigentlich ein wunderbares und interessantes Thema - auch wenn ich die meisten der feministischen und esoterischen Interpretationen nicht teile. Viele haben einen sehr femininen, zum Teil matriarchalischen Ursprung. Sie haben mit Fruchtbarkeit zu tun und stellen ritualisierte Liebeszeremonien dar.
In diesem Sinne wünsche ich allen meinen Patientinnen einen romantischen Tanz in den Mai!  
Um Sie neugierig zu machen: Über weitere weibliche Bräuche wie den „Frauendreissiger“ berichte ich dann zur gegebenen Zeit, schließlich wohne ich in Ramersdorf. Vielleicht nehme ich mir aber auch den Venustransit 2012 vor.