Donnerstag, 8. November 2012

Martinsbräuche


Seit gestern sieht man abends wieder zahlreiche kleine Kindergrüppchen mit Laternen um die Häuser ziehen. So habe ich Gelegenheit mal wieder über Bräuche zu plaudern. 

Die großen St. Martinsumzüge sind am 11.11.2012 zum Teil mit Pferd und Reiter mit Mantel und großen Martinsfeuern. Bei manch einem gibt es am Sonntag auch eine Martinsgans. Andere backen mit ihren Kindern eine Martinsbrezel. 

Im Rheinland beginnt am 11.11. die neue Session des Karnevals. Auch Landpacht und Dienstbotenverträge begannen und endeten häufig an Martini. Außerdem wurde die Steuer am Martinstag in Form des traditionellen Zehnten meist in Naturalien erhoben. Mit dieser Lehnspflicht könnte die Sitte der Martinsgans (meist mit Blaukraut und Knödeln) zu tun haben. Andere Legenden erzählen, dass sich St. Martin - bescheiden wie er war – vor der Ernennung zum Bischof von Tour in einem Gänsestall versteckt habe.

Jeder erinnert sich gerne an den Brauch der Umzüge mit Laternelaufen. Heute hat mir eine Patientin erzählt, dass sie wegen der Laternenbasteleien noch heute den Geschmack von Schmelzkäse auf der Zunge hat wegen der Schachteln für die Laternenböden. Eine andere aus Dillingen gebürtige Patientin hat mich an den Brauch des „Pelz- oder Nussmärtels“ im Donauries, Franken und auf der schwäbischen Alb erinnert, der auch in diese Zeit fällt und am Martinstag Geschenke bringt. 

Da kommt die Erinnerung auf, wie ich nach dem Umzug meiner Eltern nach Hamburg als stark schwäbisch sprechendes Mädchen plattdeutsche Gedichte lernen musste. Obwohl ich mich hart damit tat, weiß ich heute nur noch eine Zeile: geel as en grote appelsin, wat lücht de fin Laterne. Leider habe ich das Gedicht nicht wieder gefunden. das zum Thema Erinnern - siehe auch "weiße Handschuhe". Dafür hier die beiden Lieder, die wir am meisten gesungen haben:

Ich geh' mit meiner Laterne
  und meine Laterne mit mir.
  Dort oben leuchten die Sterne,
  hier unten, da leuchten wir.
  Mein Licht ist aus,
  wir geh'n nach Haus.
  Labimmel, labammel, labum.

Ich geh' mit meiner Laterne
  und meine Laterne mit mir.
  Dort oben leuchten die Sterne,
  hier unten, da leuchten wir.
  Mein Licht ist aus,
  wir geh'n nach Haus.
  Labimmel, labammel, labum.

oder:

Laterne, Laterne,
Sonne, Mond und Sterne.
Brenne auf mein Licht, 
brenne auf mein Licht,
aber nur meine liebe Laterne nicht.

Laterne, Laterne,
Sonne, Mond und Sterne.
Bleibe hell mein Licht,
bleibe hell mein Licht, 
denn sonst strahlt meine liebe Laterne nicht!


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