Sonntag, 3. Februar 2013

Frauenbild in unserer Gesellschaft



Tägliche Schlagzeilen über Gewalt gegen Frauen, die Affäre Strauss-Kahn, die Vergewaltigung der indischen Studentin in einem öffentlichen Bus, die aktuelle Sexismusdebatte im Stern, Aufruf zu „ONE BILLION RISING“ (siehe mein Post vom 1.2.13)  fordern auf, unser Frauenbild in der Gesellschaft zu überdenken.

Im Stern sind z.T sehr negative Erfahrungen beschrieben. Ganz sicher können viele aus ihrer Sicht zu diesem Thema Erlebnisse beitragen. Wie habe ich das erlebt? Ich bin mit vielen Buben aufgewachsen - Spielkameraden auf der Alb, Bruder, Schulkameraden im Max-Gymnasium (damals fast ausschließlich Buben) und Kommilitonen (damals männlich dominiertes Studienfach - heute 80% der Medizinstudenten/-innen weiblich). Dabei hatte ich persönlich nie das Gefühl, als Frau benachteiligt zu sein. Trotz dieser grundsätzlich positiven Erfahrung kann ich auch Erlebnisse nennen, wo man (!) mich nicht ernst genommen hat, zum Beispiel beim Kauf von technischen Geräten, Problemen mit Computern, ganz besonders aber bei Banken. Viele Männer können sich einfach nicht vorstellen, daß Frauen in Technikfragen und Finanzen (mindestens ?) genauso versiert sind wie sie. 

Trotzdem gilt: Mädchen haben im Verhältnis zu gleichaltrigen Buben ein deutlich geringeres Selbstwertgefühl gerade auch in Hinblick auf das eigene Körperbild, präpubertär und insbesondere in der Pubertät. Dies bestätigen zahlreiche Studien und Statistiken. Hier machte ich selbst auch keine Ausnahme. Woran liegt das? Viele Bücher über die unterschiedliche Sozialisation von Buben und Mädchen versuchen das zu klären. Ich habe keine einheitliche Meinung gefunden. In meiner Studienzeit meinte man, alles durch Erziehung beeinflussen zu können. Das ist wohl nicht ganz richtig, es finden sich heute immer mehr Hinweise auf andere Einflüsse vom Chromosom bis zur Molekulargenetik. Wie immer liegt die Wahrheit wahrscheinlich in der Mitte.

In wie weit beeinflussen Gene unsere Entwicklung zur Frau oder zum Mann? Wieviel Jäger und Sammler steckt in uns? Wieviel macht die Umwelt aus? Viele Fragen und noch viel zu wenig Antworten.

Mein Eindruck ist, dass das persönliche Umfeld das Frauenbild prägt. Wie verhält sich der Vater gegenüber der Mutter? Wie sind die Äußerungen über Mitarbeiterinnen, Kolleginnen oder Ehefrauen? Wenn Männer die Leistung und das Können der eigenen Ehefrau gering schätzen, braucht man sich nicht wundern, wenn dies auch die kleine familiäre Umwelt prägt. Und das ist unabhängig von der sozialen Schicht. Vom abschätzigen Reden über andere Frauen bis zur billigen Anmache ist der Weg nicht weit. Es ist eine Frage der grundsätzlichen Einstellung. In dieser Welt gedeihen nicht nur primitive Stammtischwitze und distanzlose Anmache! 

Kurz - liebe Freundinnen, Patientinnen und Leserinnen - auch wir vermitteln in unserem Alltag und Privatleben, bei unseren Männern und bei unseren Söhnen und Töchtern das Frauenbild! Die genetischen Codes können wir nicht ändern. Aber wir bringen ihnen den Respekt vor der Tüchtigkeit der Frauen bei, wir lehren sie die Achtung vor dem Können und Wissen der anderen! Kämpfen wir für Respekt, Achtung und Anerkennung und gegen Distanzlosigkeit und Gewalt! Die Gesellschaft sind schließlich wir!

Bei aller Diskussion über Sexismus und Gewalt vergesst aber nicht, wie prickelnd ein Flirt ist und wie schön das Zusammensein Mann-Frau ist! Wie herrlich sind phantasievolle Komplimente! Genießen wir die erotische Spannung! Es gibt so wunderbare Männer!


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