Sonntag, 1. Dezember 2013

1.ADVENT


Es gibt so wunderweiße Nächte

Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.   
Da schimmert mancher Stern so lind, 
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesukind.
     
Weit wie mit dichtem Demantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut

Rainer Maria Rilke 1875-1926


Vier Kerzen

Eine Kerze für den Frieden
die wir brauchen, 
weil der Streit nicht ruht. 
Für den Tag voll Traurigkeiten 
eine Kerze für den Mut. 
Eine Kerze für die Hoffung 
gegen Angst und Herzensnot, 
wenn Verzagtsein unsren Glauben 
heimlich zu erschüttern droht. 
Eine Kerze, die noch bliebe 
als die wichtigste der Welt: 
eine Kerze für die Liebe
voller Demut aufgestellt, 
daß ihr Leuchten den Verirrten 
für den Rückweg ja nicht fehlt, 
weil am Ende nur die Liebe 
für den Menschen wirklich zählt.


 Elli Michler 
                                           
Aus:  Ich wünsche dir Zeit, © Don Bosco Verlag, München, 7. Aufl. 2013
                                www.ellimichler.de
www.elli-michler.childrentooth.de

Die drei Spatzen

In einem leeren Haselstrauch,  
da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.
     
Der Erich rechts und links der Franz    
und mittendrin der freche Hans.
      
Sie haben die Augen zu, ganz zu,  
und obendrüber, da schneit es, hu!
     
Sie rücken zusammen dicht an dicht,  
so warm wie Hans hat's niemand nicht.
     
Sie hör'n alle drei ihrer Herzlein Gepoch. 
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.

Christian Morgenstern 1871-1914

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