Dienstag, 8. Mai 2012

Obwohl gerade die Mitternacht näher rückt, muß ich noch heute mit Ihnen, meine lieben Leserinnen, unbedingt ein wunderbares Gedicht teilen, das eine liebe langjährige Patientin mir "geschenkt" hat und in der Schiebetür zur Umkleidekabine in einem sagenhaften Rhythmus rezitiert hat. Das Lila der Umkleidekabine diente der Inspiration. Das Original habe ich gegoogelt.


Das Gedicht ist von Jenny Josef. Ich habe mir gerade die Autorin auf you tube angeschaut - es ist wunderbar. Danke liebe Frau E.


Wenn ich einmal eine alte Frau bin, werde ich Purpur tragen,
Zusammen mit einem roten Hut, der nicht dazu passt und mir nicht gut steht.
Und ich werde meine Rente ausgeben für Brandy und Spitzenhandschuhe
Und Schuhe aus Satin.Und ich werde sagen:"Für Butter haben wir kein Geld."
Ich werde mich auf den Bürgersteig setzen, wenn ich müde bin,
Und Pröbchen in den Geschäften verschlingen
und Alarmglocken läuten
Und meinen Stock gegen die Zäune der öffentlichen Anlagen klappern lassen
Und Schluss machen mit der Angepasstheit meiner Jugend.
Ich werde in meinen Hausschuhen in den Regen rausgehen
Und Blumen pflücken, die in anderer Leute Gärten wachsen,
Und lernen zu spucken.



Du kannst schreckliche Hemden tragen und richtig dick werden
Und drei Pfund Würstchen auf einen Satz essen,
Oder nur Brot und sauren Gurken für eine Woche lang,
Bleistifte und Kulis und Bierdeckel und anderen Kleinkram horten.



Aber jetzt müssen wir vernünftige Kleider haben, die uns trocken halten,
Und unsere Miete zahlen und nicht in der Öffentlichkeit fluchen
Und unseren Kindern ein gutes Vorbild sein.
Wir müssen Freunde zum Essen einladen und die Tageszeitung lesen.


Aber sollte ich vielleicht nicht jetzt schon ein bisschen üben?
Damit die Leute, die mich kennen, nicht zu schockiert und überrascht sind
Wenn ich plötzlich alt bin und anfange, Purpur zu tragen.


Jenny Joseph
When I am an old woman I shall wear purple
With a red hat which doesn't go, and doesn't suit me,
And I shall spend my pension on brandy and summer gloves
And satin sandals, and say we've no money for butter.
I shall sit down on the pavement when I'm tired
And gobble up samples in shops and press alarm bells
And run my stick along the public railings
And make up for the sobriety of my youth.
I shall go out in my slippers in the rain
And pick the flowers in other people's gardens
And learn to spit.

You can wear terrible shirts and grow more fat
And eat three pounds of sausages at a go
Or only bread and pickle for a week
And hoard pens and pencils and beermats and things in boxes.

But now we must have clothes that keep us dry
And pay our rent and not swear in the street
And set a good example for the children.
We must have friends to dinner and read the papers.

But maybe I ought to practise a little now?
So people who know me are not too shocked and surprised
When suddenly I am old, and start to wear purple.

Auch meine Mutter hätte Ihre helle Freude an diesem Gedicht gehabt - ich möchte es unbedingt heute noch mit Ihnen teilen.
Schlafen Sie gut und viel Spaß! Ihre Barbara Gruppe

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