Samstag, 22. Dezember 2012


Silvester- und Neujahrsbräuche:

Seit der Einführung des gregorianischen Kalenders ist der letzte Tag des Jahres der 31. Dezember dem Heiligen Silvester geweiht. Papst Silvester der I. verstarb am 31.12. 335 in Rom.
Wie zu allen Festtagen vermischen sich auch zum Jahreswechsel Religion, Mystik und Aberglaube. Auch bei uns erfolgt nicht nur deshalb das Abendessen „im Kreise“ unserer Freunde. Der Kreis schützt vor Dämonen, die hier nicht eindringen können. Außerdem heißt es, wer an Neujahr küsst, bleibt auch unterm Jahr nicht allein.
HEFERING ZUM NEUEN JAHR 


Traditionelle Essen zum Jahreswechsel sind wohl Fondue oder Raclette (werden in einer Runde gegessen), aber auch Heringssalat, Berliner=Krapfen, Feuerzangenbowle u.s.w. In vielen Ländern gibt es Linsengerichte mit der Idee, diese kleinen flachen Dinger bringen Geldsegen im Neuen Jahr und Glück. Die Königsberger Studenten fuhren früher mit dem Boot hinaus und aßen Linsensuppe mit Krabben und tranken Champagner - sagt man. In Italien gibt es Zampone (gefüllter Schweinsfuß mit Linsen), auch dort bedeutet das Glück in Gelddingen.

Viele Sitten zum Neuen Jahr gehen um die Abwehr vor bösen Geistern mit Peitschenknallen, Schellenrasseln, Krach und neuzeitlich immer mehr Feuerwerken weltweit. Das Geläut aller Kirchenglocken trägt ebenso dazu bei wie die Schiffssirenen im Hamburger Hafen. An dieses furiose Konzert kann ich mich aus meinen Hamburger Jahren gut erinnern. An Neujahr gibt es in Hamburg für Kinder dann das sogenannte „Rummelpottlaufen“, einer der zahlreichen Heischebräuche, zu dem Kinder singend von Haus zu Haus ziehen und kleine Gaben einsammeln. Man soll in dieser Nacht auch keine Wäsche waschen, da sich sonst Wotan mit seinen Heeren in der Wäscheleine verwickeln könnte ...

Sektkorkenknallen und Gläserklang rundet den Übergang vom alten ins Neue Jahr ab. Viele sagen „Prosit“ (=Möge es gelingen) oder „guten Rutsch“ (von den einen als „gute Reise“ von den anderen als aus dem jiddischen übernommen „rosch ha schana tov“= einen guten Jahresanfang gedeutet). Eine liebe Patientin hat mich daran erinnert, dass man in Würzburg/Franken „einen guten Beschluss“ also ein guten Abschluss des Jahres wünscht.

Viele nutzen den Jahresausgang, um mit Orakelbräuchen in die Zukunft zu schauen, am weitesten verbreitet ist das Bleigiessen, es gibt aber auch Pendeln, Bibelstechen und vieles mehr. Viele Glückssymbole wie vierblättriges Kleeblatt, Marzipanschweinchen, Fliegenpilze oder andere Glücksbringer wie Schornsteinfeger oder Hufeisen verheissen Glück im Neuen Jahr und werden gerne verschenkt. In den letzten Jahren finden die traditionellen Silvesterläufe immer mehr Anhänger, die berühmtesten gibt es wohl in Sao Paulo und Madrid.

Ich habe mich schon jetzt unter meinen Patientinnen und Freundinnen umgehört, wie der Jahreswechsel anderorts begangen wird:

In Italien dem Land von „Amore“ sichern sich Paare das Glück im kommenden Jahr, indem sie einen goldenen Ring in die Gläser legen, mit denen sie anstossen.  Glück soll auch der Brauch (nicht nur in Italien) in der letzten Nacht des Jahres rote Unterwäsche zu tragen (Mann und Frau!) verheissen. 

Auf den Champs-Elysèes feiern Hunderttausende und wünschen sich „Bonne année“, sonst ist der Jahreswechsel in Frankreich eher ruhig und ohne Knallerei, dafür aber mit kulinarischen Köstlichkeiten.

In London versammeln sich tausende Menschen am Londoner Riesenrad „London Eye“, um ein spektakuläres Feuerwerk zu beobachten. 

In Schottland gibt es an Hogmanay=Silvester eine köstliche Sitte - junge Männer im Kilt streifen kurz nach Mitternacht durch die Strassen mit Whisky, Rosinenbrot und einem Stückchen Kohle. Stehen sie vor der Tür muss man sie unbedingt einlassen.

Bei den Griechen kann man mit Glück für das ganze Jahr rechnen, wenn man im extra dafür gebackenen Brot eine Münze findet. Anderorts wird wohl heftig gezockt. Der Gewinner soll das ganze Jahr Glück haben, der Verlierer kann wenigstens auf Glück in der Liebe hoffen.

In Russland gibt es seit der Oktoberrevolution keine Weihnachtsfeste mehr, so wird alles auf Silvester verlegt. Die Familie feiert um den Tannenbaum und es gibt Geschenke von Väterchen Frost und Schneeflöckchen=Snegurotschka.  Das wichtigste Fest überhaupt ist das Neujahrsfest mit großen Feuerwerken in allen Städten.

Noch bombastischer ist das Neujahrsfest in China, welches aufgrund des traditionellen Mondkalenders dieses Jahr auf Mitte Februar fällt. Das Riesenreich kommt für eine Woche zum Stillstand. Millionen von Chinesen ziehen in einer Art Völkerwanderung in ihre Heimatdörfer und -städte. 2013 ist das Jahr der Wasserschlange, die in China als besonders klug, logisch denkend und kreativ gilt. Durch ihre Nähe zur Erde ist sie ein Symbol der Weiblichkeit und eine Verbindung zur weiblichen Gottheit! Neben besonderen Essensitten (Teigtaschen in Form alter chinesischer Geldstücke) gibt es grandiose Feuerwerke. Die Chinesen sind berühmt für ihre pyrotechnischen Kunstwerke! Unverheiratete Frauen sollen Mandarinen - vernünftigerweise mit Telefonnummer - ins Meer werfen, um den Mann ihrer Träume anzulocken.

In Japan dauert das Fest bis zum 7.Januar und beginnt ruhig. Um Mitternacht erschallen aus jedem Tempel des Landes 108 Glockenschläge, um die Übel des alten Jahres zu vertreiben. Typische Besonderheit sind Klösse aus Klebreis = Mochis. Sie versprechen langes Leben - wenn man sie überlebt hat. Jedes Jahr wird die Überlebenshilfe bei Ersticken veröffentlicht: Patienten auf den Bauch legen und 5x zwischen die Schulterblätter schlagen.

Noch ein paar hübsche Sitten: 
die Dänen steigen auf Stühle und springen mit dem 12. Glockenschlag auf den Boden. In Brasilien werden Blumen zu ehren der Meeresgöttin um Mitternacht ins Meer geworfen. In Australien gibt es allerorten große Strandpartys und -picknicks. Nur in Sydney gibt es ein zwölfminütiges Feuerwerk mit einer Minute für jeden Monat des Jahres. Private Feuerwerke und Knallereien sind aufgrund der hohen Waldbrandgefahr verboten. In Argentinien werden alte Unterlagen vernichtet und aus dem Fenster geworfen, um von Altlasten zu befreien. Eine Patientin hat mir auch erzählt, dass 3x "rabitt" zu sagen, also "rabitt rabitt rabitt", nicht nur am Neujahrstag,sondern an jedem 1. Tag der Monats in den englischsprachigen Ländern Glück bringt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele Küsse und ein Frohes Neues Jahr und happy new year, 
新年好bonne année, felice anno nuovo, 明けましておめでとう, godt nytt år, с Новым годом, an nou fericit, szczęśliwego Nowego Roku, سال نو مبارک,





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